Forschungsüberblick

Exklusion in der Wissenschaftskommunikation: fehlende Diversität und Barrieren

Um Wisskomm-Formate inklusiver und für diversere Zielgruppen interessanter zu machen, ist es wichtig, sich mit den Faktoren auseinanderzusetzen, die dazu führen, dass Menschen von Wisskomm-Angeboten ausgeschlossen werden. Im neuen Forschungsüberblick analysieren Christian Humm, Philipp Schrögel und Miriam Welz, welche Barrieren in der Wissenschaftskommunikation bestehen und welche persönlichen Merkmale und Umstände dazu führen können, dass Menschen nicht angesprochen werden oder sogar Diskriminierung erfahren.

 

Exklusionsdimensionen & Barrieren

Exklusionsdimensionen beschreiben persönliche Unterscheidungsmerkmale zwischen Menschen aufgrund derer Ausgrenzung und Diskriminierung stattfinden kann. Die Autor*innen unterscheiden im Forschungsüberblick zwischen Inneren und Äußeren Dimensionen.

Innere Dimensionen

Die Inneren Dimensionen umfassen feststehende, kaum veränderbare Attribute von Personen. Dazu zählen unter anderem:

  • Alter
  • ethnische Herkunft/ kultureller Hintergrund
  • Gender

Äußere Dimensionen

Die Äußeren Dimensionen umfassen zu einem gewissen Maße flexible und veränderbare Attribute von Personen. Dazu zählen unter anderem:

  • Bildung
  • geographischer (Wohn-)Ort
  • äußere Erscheinung
  • individuelle Diskriminierungserfahrungen
  • Familienstatus
  • Klasse/ sozioökonomischer Status
  • Religion/ Glaubenssystem
  • Science Capital/ Habitus 
  • Sprache 

Barrieren 

Die jeweils individuellen Exklusionsdimensionen von Personen und die diskriminierenden Reaktion Anderer darauf, können Barrieren formen, also konkrete Gründe, warum jemand von einem Wisskomm-Angebot nicht angesprochen oder ausgeschlossen wird.

Die Barrieren innerhalb der Wisskomm und im Wissenschaftssystem entstehen unter anderem durch:

  • einen akademischen Habitus und eine ausschließende Kommunikationskultur
  • eine fehlende Barrierefreiheit
  • fehlende Vorbilder & fehlende Diversität in der Wissenschaft(skommunikation)
  • die fehlende Berücksichtigung von Bedürfnissen und Wünschen marginalisierter Gruppen bei der Gestaltung von Angeboten
  • fehlende Alltagsrelevanz bzw. fehlende Verdeutlichung der Alltagsrelevanz
  • (hohe) Kosten
  • Sprachbarrieren
  • zeitlich und räumlich unpassende Angebote

Barrieren können auch außerhalb der Wissenschaft entstehen und trotzdem eine ausschließende Wirkung für Wisskomm-Formate entwickeln. Sie können unter anderem entstehen durch:

  • systemische Diskriminierung und Rassismus
  • fehlende Unterstützung und Diskriminierung im Bildungsweg
  • geringe Selbstwirksamkeitserfahrungen, Selbstvertrauen & Selbstwahrnehmung
  • unsichere Lebenssituationen


Infografik

Unsere Infografik zeigt alle Exklusionsdimensionen und Barrieren im Überblick:

 

 

Empfehlungen

Aus dem Forschungsstand haben die Autor*innen Empfehlungen abgeleitet, wie man vorgehen kann, um Wissenschaftskommunikation inklusiver und für diverse Zielgruppen zu gestalten.

Sie empfehlen z. B. bei der Entwicklung von Angeboten für eine spezielle Zielgruppe zunächst zuzuhören und in Erfahrung zu bringen, welche Wünsche und Interessen in dieser Gruppe bestehen. Die Entwicklung von Formaten kann im Sinne eines Co-Creation Prozesses gemeinsam mit der Zielgruppe gestaltet werden. Hier sollte jedoch über eine schrittweise Öffnung dieser Prozesse nachgedacht werden, um Teilnehmende nicht zu überfordern und ihnen nicht zu viel Verantwortung zu übertragen. 

Ein aufsuchender Ansatz, also an Orte zu gehen, an denen sich die Zielgruppe ohnehin aufhält und die ihnen vertraut sind, kann ebenfalls hilfreich sein, sowie mit Multiplikator*innen und Akteur*innen aus der Zielgruppe zusammenzuarbeiten.

Die Autor*innen empfehlen außerdem, die Distanz zwischen Wissenschaft und der angesprochenen Zielgruppe zu verringern, indem die Lebensbedingungen der Zielgruppe berücksichtigt und die Relevanz der Wissenschaft für das tägliche Leben verdeutlicht werden.

Alle Empfehlungen finden Sie in unserer Übersicht, die zum Download zur Verfügung steht. In der Übersicht sind zudem einige Fragen zur Reflexion der eigenen Position und Haltung zu Fragen der Diversität und Inklusion enthalten.

 

Lunchtalk

Am 12. November haben wir über die Ergebnisse des Forschungsüberblicks im digitalen Lunchtalk diskutiert. Mit dabei waren neben den Autor*innen auch zwei Gäste aus der Praxis. Hier geht es zur Aufzeichnung des Lunchtalks: 

Forschungsüberblick

Hier können Sie den vollständigen Forschungsüberblick herunterladen | Stand: 11.11.2024

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Infografik

Die Infografik zeigt Exklusionsdimensionen und Barrieren in der Wisskomm | Gestaltung: Theresa Günther

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Empfehlungen

Hier finden Sie Empfehlungen für eine inklusivere und diversere Wisskomm-Praxis

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