Forschungsüberblick
Visuelle Wissenschaftskommunikation
Visualisierungen prägen, wie wir Inhalte wahrnehmen und verstehen. Sie verdeutlichen komplexe Inhalte, eröffnen neue Zugänge, machen Unsichtbares sichtbar, emotionalisieren und regen zur Reflexion an. Im neuen Forschungsüberblick hat sich Carolin Enzingmüller daher dem Thema visuelle Wissenschaftskommunikation gewidmet und untersucht, wie visuelle Wissenschaftskommunikation wirken kann und was bei der Gestaltung von visuellen Formaten bedacht werden sollte.
Wirkdimensionen visueller Wissenschaftskommunikation
Visualisierungen in der Wissenschaftskommunikation haben unterschiedliche Funktionen und Wirkungen – je nach Format werden unterschiedliche kognitive und emotionale Prozesse angestoßen. Wie Visualisierungen wirken, ist allerdings keine rein gestalterische Frage, sondern abhängig von ihren jeweiligen Kontexten, kulturellen Normen und individuellen Voraussetzungen der Rezipierenden.
Carolin Enzingmüller identifiziert drei Wirkdimensionen, die für die Wisskomm-Praxis besonders relevant sind.
Verstehen erleichtern
Visualisierungen können das Verstehen wesentlich fördern – vorausgesetzt, sie sind eng mit den begleitenden Textelementen verknüpft und zielgruppengerecht sowie nutzerfreundlich gestaltet. Sie können komplexe Inhalte zugänglicher machen, Aufmerksamkeit auf bestimmte Inhalte lenken und Lernprozesse fördern.
Emotionen wecken
Visuelle Reize gelten als besonders wirkungsvoll, um Emotionen auszulösen. Dies kann Aufmerksamkeit, Explorationsverhalten und Handlungsbereitschaft fördern, Inhalte leichter zugänglich machen und ein Gefühl von Nähe oder Verantwortlichkeit zu einem Thema hervorrufen. Allerdings können auch unerwünschte Reaktionen wie Vermeidung erzeugt werden.
Dabei beeinflusst der Medientyp die Wirkung: Fotografien rufen oft stärkere Reaktionen als abstrakte Darstellungen hervor, während Medien wie VR durch Immersion, Interaktivität und Realismus bestimmte emotionale Wirkungen verstärken können.
Vertrauenswürdigkeit/Glaubwürdigkeit beeinflussen
Wissenschaftliche Visualisierungen werden nicht nur durch korrekte Inhalte, sondern auch durch ihre Gestaltung als vertrauenswürdig wahrgenommen. Bilder und Videos wirken z. B. häufig glaubwürdiger als rein textbasierte Formate. Logos und klare Quellenangaben sind Marker für Vertrauenswürdigkeit. Ein professionelles Design kann jedoch auch eine Scheinobjektivität erzeugen, wenn die Inhalte nicht fundiert sind.
Infografik
Die Erkenntnisse zu den Wirkdimensionen von visueller Wissenschaftskommunikation haben wir in einer Infografik zusammengefasst:
Empfehlungen
Carolin Enzingmüller formuliert aus den Ergebnissen des Forschungsüberblicks außerdem zehn konkrete Empfehlungen für die Praxis – als Impuls zum Planen, Erproben und Reflektieren.
Beispielsweise empfiehlt sie grundsätzlich, Aufmerksamkeit als eine Voraussetzung für das Verstehen ernst zu nehmen und mit Blick darauf zu gestalten, also z. B. mit Farbkontrasten, Hervorhebungen und visuellen Hierarchien zu arbeiten.
Außerdem hebt sie hervor, dass das Vorwissen und die Visual Literacy der gewünschten Zielgruppe bedacht werden sollten, denn: Nicht alle Menschen lesen Visualisierungen gleich.
Alle Empfehlungen haben wir in einem HowTo zusammengefasst, das Ihnen zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.
Lunchtalk
Am 25. September von 12 – 13 Uhr findet der digitale Lunchtalk zum Forschungsüberblick statt. Gemeinsam mit unseren Gästen wollen wir Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Visualisierung wissenschaftlicher Inhalte diskutieren. Die Autorin Carolin Enzingmüller stellt zentrale Erkenntnisse des Forschungsüberblicks vor. Gesine Born wird diese anschließend aus der Praxisperspektive kommentieren. Als Leiterin des Bilderinstituts entwickelt sie Konzepte und Tools zur Entwicklung und Stärkung visueller Wissenschaftskommunikation.