Analyse

Wer wünscht sich welche Art von Wissenschaftskommunikation? – eine Sekundäranalyse auf Basis des Wissenschaftsbarometers 2022

In einer neuen Analyse im Auftrag der Transfer Unit untersucht Autorin Lena Zils, welche Einstellungsmuster gegenüber der Wissenschaft es gibt und inwiefern sich verschiedene Publika in Bezug auf ihre Erwartungshaltung gegenüber der Wissenschaftskommunikation unterscheiden. Als Grundlage für die Analyse dienten Daten des Wissenschaftsbarometers von 2022.

Die Fragen im Wissenschaftsbarometer zielen darauf ab, Einstellungen gegenüber Wissenschaft und Forschung zu identifizieren. Ziel der neuen Analyse ist es, herauszufinden, ob sich anhand dieser Einstellungen verschiedene Gruppen – auch Segmente genannt –  identifizieren lassen, die jeweils ähnliche Einstellungsmuster zu Wissenschaft und Forschung aufweisen.

Es konnten fünf Gruppen identifiziert werden: 

  • Die Enthusiasten (31%) bilden die größte Gruppe. Sie haben ein hohes Interesse an Wissenschaft und Forschung und zeichnen sich durch das insgesamt höchste Vertrauen in Wissenschaft und Forschung aus.
  • Die Positiven (12%) bilden eine der kleinsten Gruppen. Sie haben ebenfalls ein hohes Interesse an Wissenschaft und Forschung. Das angegebene Vertrauen in Wissenschaft und Forschung liegt allerdings unter dem der Enthusiasten. Die Positiven sind am stärksten der Meinung, dass Wissenschaft einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme liefert. 
  • Die Unentschlossenen (26%) vertrauen der Wissenschaft grundsätzlich, zeigen aber gleichzeitig die zweithöchste Zustimmung bei möglichen Gründen, der Wissenschaft zu misstrauen.
  • Die Kritiker (19%) zeigen Interesse an Wissenschaft und Forschung, stimmen aber am stärksten der Ansicht zu, dass Wissenschaftler*innen stark von ihren Geldgebern abhängig sind. Auch die Aussage, dass Forscher*innen die Ergebnisse ihrer Forschung anpassen, erzielt hohe Zustimmungswerte. Während die Aussage, dass Wissenschaftler*innen im Interesse der Öffentlichkeit agieren, die geringste Zustimmung erhält. 
  • Die Desinteressierten (12%) – neben den Positiven die kleinste Gruppe – haben ein relativ geringes Interesse an Wissenschaft und Forschung. Die Desinteressierten erreichen sowohl bei den Gründen für Vertrauen als auch für Misstrauen gegenüber Wissenschaft eine vergleichsweise niedrige Zustimmung.

Ähnliche Haltung zur Wissenschaft = Ähnliche Erwartungen an Wissenschaftskommunikation?

Im zweiten Schritt der Analyse untersucht die Autorin, ob die identifizierten Gruppen unterschiedliche Präferenzen bei den Inhalten von Wissenschaftskommunikation haben. Ein Unterschied ist z. B., dass die sogenannten Enthusiasten sich vor allem wünschen, dass Wissenschaftler*innen über die eigene Forschung und ihre Methoden sprechen. Die sogenannte Gruppe der Desinteressierten hingegen wünscht sich mehr Informationen zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von Wissenschaft und Forschung. Generell werden Inhalte, die sich auf die eigene Forschung beziehen, als relevanter betrachtet als Kommunikationsmaßnahmen, die eher gesellschaftliche Auswirkungen der Forschung in den Blick nehmen.

Insgesamt waren die identifizierten Unterschiede jedoch gering. Die Annahme, dass unterschiedliche Zielgruppen verschiedene Präferenzen in Bezug auf Wisskomm haben, hat sich in der Analyse nicht pauschal bestätigt. Eine mögliche Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass Rezipient*innen Wissenschaftskommunikation eher als eine Einheit wahrnehmen und von sich aus nicht sagen können, welche Aspekte des wissenschaftlichen Prozesses sie am meisten interessieren bzw. nicht zwischen diesen Aspekten differenzieren. Diese Einheit wird dann insgesamt als eher wichtig oder eher unwichtig betrachtet.



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