Analyse
Fragen an die Wisskomm-Forschung: Ergebnisse einer Befragung unter Praktiker*innen der Wissenschaftskommunikation
Im Herbst 2022 hat die Transfer Unit eine zweistufige Befragung unter professionellen Wissenschaftskommunikator*innen durchgeführt.
For results in english see below
Hintergrund
Die Transfer Unit möchte praxisrelevante Forschungserkenntnisse über Wissenschaftskommunikation bereitstellen. Um herauszufinden, welche Erkenntnisse für die Praxis von Relevanz sind, wurde im Herbst 2022 eine zweistufige Befragung unter Praktiker*innen der Wissenschaftskommunikation im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Durch diese Befragung konnten wir systematisch konkrete Bedarfe und Fragen der Wissenschaftskommunikationspraxis erfassen. Die Ergebnisse sind Grundlage für die weitere Arbeit der Transfer Unit und sollen darüber hinaus zukünftiger Forschung im Bereich der Wissenschaftskommunikation eine Orientierung an Praxisbedarfen ermöglichen.
Methode
Die Befragung wurde in einem zweistufigen Verfahren, angelehnt an das Delphi-Prinzip, durchgeführt. In der ersten Befragungsrunde wurden die Praktiker*innen eingeladen, konkrete Fragen an die Wissenschaftskommunikationsforschung zu formulieren. Insgesamt wurden 373 Fragen von 69 Befragten eingereicht.
Diese wurden vom Team der Transfer Unit zu acht Themenschwerpunkten mit insgesamt 41 Unterfragen zusammengefasst. Für die zweite Befragungsrunde, in der die Themen und Fragen priorisiert werden sollten, wurden diese noch einmal eingegrenzt. Ausgewählt wurden die Themen und Unterfragen, die für die Transfer Unit relevant sind und bei denen das Team der Transfer Unit zu der Einschätzung kam, dass sie sich mit Hilfe von Forschungserkenntnissen beantworten lassen. Dazu wurden sieben Themenschwerpunkte und 36 Unterfragen in die Priorisierung einbezogen.
In der zweiten Befragungsrunde wurden alle Praktiker*innen, die mindestens eine Frage eingereicht und ihre E-Mailadresse angegeben hatten, zur erneuten Teilnahme eingeladen. Insgesamt 42 Personen nahmen an der zweiten Befragungsrunde teil, priorisierten die Themenschwerpunkte und wählten aus allen Unterfragen die für sie relevantesten aus. An der Befragung nahmen hauptsächlich Praktiker*innen aus Hochschulen, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen teil.
Ergebnisse
Herausgekommen ist ein breites Themenspektrum, das es der Transfer Unit ermöglicht, Wissenschaftskommunikation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Neben konkreten Fragen zur Gestaltung von Wissenschaftskommunikation wurden auch Fragen eingereicht, die sich mit dem Feld der Wissenschaftskommunikation an sich beschäftigen.
In einigen Aspekten wünschen sich die Teilnehmenden eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Wissenschaftskommunikationspraxis. So wurde unter anderem danach gefragt, wie divers die Praxis der Wissenschaftskommunikation ist oder welche Zielgruppen für die Wissenschaftskommunikation momentan schwer zu erreichen sind.
Auch wie die Voraussetzungen für Wissenschaftskommunikation verbessert werden können, ist von Interesse für Praktiker*innen – zum Beispiel, wie Wissenschaftler*innen zur Kommunikation motiviert und befähigt werden können und welche Kompetenzen relevant für professionelle Wissenschaftskommunikator*innen sind.
Bezüglich der Gestaltung von Aktivitäten erhoffen sich die Praktiker*innen unter anderem Forschungserkenntnisse zur Kommunikation von Unsicherheiten und wissenschaftlichen Kontroversen sowie zur Vermittlung von Forschungsmethoden und -bedingungen. Darüber hinaus spielen gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie Hate Speech oder Fake News eine Rolle für die Praxis.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Basierend auf den Ergebnissen der Befragung konzipiert die Transfer Unit derzeit Sekundäranalysen und Literaturrecherchen, um den Forschungsstand zu einigen der priorisierten Themenbereiche und Fragen aufzuarbeiten. Neben einer quantitativen Analyse des Forschungsfeldes ist hier vor allem das Ziel, Primärforschung von hoher Qualität zu identifizieren und deren Ergebnisse für die Wissenschaftskommunikationspraxis zusammenzufassen und aufzubereiten. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, inwieweit die analysierte Forschung Rückschlüsse auf mögliche Zusammenhänge in der Wissenschaftskommunikation zulässt.
Parallel zur Konzeption der Forschungsfragen findet ein konzeptioneller Prozess zur Vorbereitung der Aufbereitung der Forschungserkenntnisse statt. Gemeinsam mit Praktiker*innen der Wissenschaftskommunikation wollen wir überlegen, wie die Forschungserkenntnisse so aufbereitet werden können, dass die Auseinandersetzung damit in den Arbeitsalltag integriert werden kann. Darüber hinaus versuchen wir, Eigenschaften herauszuarbeiten, die diese Materialien haben sollten, um die Bedürfnisse und Anforderungen der Praxis zu erfüllen. Der Prozess mündet in einem Co-Creation Workshop, in dem wir gemeinsam mit Praktiker*innen anhand erster Analyseergebnisse konkrete Tools und Materialien entwickeln.
Ein weiteres Ziel der Transfer Unit ist zudem, den Anwendungsbezug und Mehrwert der Forschungserkenntnisse für die Arbeit in der Wissenschaftskommunikation durch die Aufbereitung deutlich zu machen. So können die Tools und Materialien bei der Gestaltung von Wissenschaftskommunikation genutzt werden und eine Hilfestellung für Praktiker*innen bieten.
Die Ergebnisse der Analysen sowie die Tools und Materialien werden auf der Website der Transfer Unit veröffentlicht und stehen kostenfrei zur Verfügung.
Questions for Scicomm-Research – Results of a survey among german-speaking practitioners
The Transfer Unit Science Communication aims to provide relevant research insights on science communication (scicomm) in order to contribute to informed and effective scicomm. To determine which insights are relevant for scicomm practice a two-wave survey was conducted among German-speaking scicomm practitioners. In the survey they were first asked to formulate questions for scicomm research and later to prioritise these questions according to their practical relevance. The results form the basis of the future work of the Transfer Unit and are intended to inspire future research on questions with high practical relevance.
You can see the survey results in the visualisation below, which is available for download.